KMU-Update – ein Einblick in die digitale Medizin

eMedizin von morgen

15.12.2015 | AMANDA ARROYO
Für medizinische Produkte von morgen werden elektronische Vernetzung und Datenaustausch immer wichtiger. Das KMU-Update an der Empa hat gezeigt, wie sich Ärzte und Forscher die zukünftige digitale Medizin vorstellen und mit welchen Forschungsprojekten sie diese Wirklichkeit werden lassen.
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Werden Glasfasern zusammengedrückt, leiten sie weniger Licht. Daher können sie als Drucksensoren eingesetzt werden. Zusätzlich lassen sich die Fasern sehr gut in Textilien integrieren - optimale Voraussetzungen für den Einsatz in der Medizin von morgen.

Um kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) der Region St. Gallen das Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und Medizin zu veranschaulichen, lud das kantonale Amt für Wirtschaft und Arbeit Ende November zum KMU-Update an die Empa ein. Heidi Hanselmann, Regierungsrätin des Kantons St. Gallen, betonte in ihrer Eröffnungsrede, wie wichtig das Kantonsspital St. Gallen und die Empa für den Standort sei. Das Kantonsspital und die Empa arbeiten in verschiedenen Projekten bereits eng zusammen, um die Medizin von morgen zu entwickeln.

«Messen ist die Grundlage der modernen Medizin», sagt Martin Brutsche, Chefarzt für Pneumologie am Kantonsspital St. Gallen. Seine Vision ist die kontinuierliche Überwachung von Patienten mit Sensoren. Dabei sollen Parameter wie Bewegung und Herzschlag registriert werden. Sobald der Patient einen medizinischen Vorfall erleidet, soll über das Smartphone eine Fachperson informiert werden, damit diese zu Hilfe eilen kann. Das so genannte Telemonitoring kann beispielsweise in der Schlafmedizin einiges bewirken. Bei der Schlafapnoe ist im Rachen zu wenig Platz vorhanden. Wenn die betroffene Person schläft, erschlaffen die Muskeln, und die Atmung setzt aus. Dadurch wird die Person häufig aus dem Tiefschlaf gerissen. Die chronische Übermüdung führt zu einem erhöhten Selbstgefährdungsrisiko, aber auch vermehrt zu Herzinfarkten. Das EKG, das an der Empa entwickelt wurde, könnte dem Arzt in Zukunft eine Ferndiagnose erlauben. Telemedizin kann so die Effizienz steigern und Spitalkosten senken.

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Empa-Forscher René Rossi (rechts), Leiter der Empa-Abteilung «Schutz und Physiologie», zeigt Martin Brutsche (in der Mitte), Chefarzt der Pneumologie vom Kantonsspital St. Gallen, seine neuesten Entwicklungen im Textilbereich.
Wenn das T-Shirt auch ein Messgerät ist

René Rossi, Leiter der Empa-Abteilung «Schutz und Physiologie», arbeitet mit dem Kantonsspital St. Gallen Hand in Hand. Seine Forschungsgruppe entwickelt Sensoren, mit denen beispielsweise Temperatur, Puls oder Herzschlag von Patienten überwacht werden können. Solche Sensoren sollten am besten in Textilien eingebaut sein, erklärt Rossi. Denn Textilen sind hautfreundlich, und vor allem sind wir fast rund um die Uhr mit Textilien bedeckt. Textile Sensoren können daher mehr Daten liefern als herkömmliche Sensoren. Rossis Gruppe hat unter anderem das textile EKG entwickelt, das Potential für die Schlafmedizin hat.

Ulrich Reimer von der Fachhochschule St. Gallen denkt ebenfalls an die Langzeitüberwachung von Patienten und hat eine App für das Smartphone entwickelt, die Stress erkennen soll. Sie misst die Herzfrequenz und dessen Schwankungen. Beides sind Faktoren, die Auskunft über den aktuellen Stresslevel geben. Der Herzschlag wird während der Entwicklungsphase der App noch mit einem Brustgurt gemessen. Doch das ist auf Dauer zu unangenehm für die Patienten. Auch Reimer möchte die Sensoren daher in Textilien integrieren. Neben der Herzfrequenz gibt es weitere Messwerte wie Hormonspiegel, Hautleitfähigkeit und Blutdruck, die Auskunft über den Stresslevel geben. Auch diese Messwerte möchte er gerne in die App integrieren. Ist eine Person gestresst, soll sie schliesslich vom Smartphone gewarnt und aufgefordert werden, Entspannungsübungen zu machen.

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Weitere Informationen
Dr. René Rossi
Empa, Schutz und Physiologie
Tel. +41 58 765 7765

 

Dr. Roger Herger
Volkswirtschaftsdepartement Kanton St.Gallen
Tel. +41 58 229 03 76

 

Redaktion / Medienkontakt
Rainer Klose
Empa, Kommunikation
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