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Smarte
Fenster, die dank Nanobeschichtung ihre Lichtdurchlässigkeit
der Sonnenintensität anpassen und so helfen, Energie zu
sparen; neuartige Diagnosemethoden und massgeschneiderte
Nanomedikamente gegen HIV und Arteriosklerose; Nanofasern, die
einerseits wirksamere Staubfilter ermöglichen, andererseits
Weinberge dank integrierten Pheromonen vor Schädlingsbefall
schützen; neue, nanostrukturierte Materialien für
effizientere Batterien; innovative Speichermedien für schier
unvorstellbare Datenmengen. Das sind nur einige mögliche
Lösungen, die NanoforscherInnen derzeit entwickeln und
über die an der Swiss NanoConvention lebhaft diskutiert
wurde. |
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«Veranstaltungen dieser Art, die Führungskräfte aus
Politik und Wirtschaft sowie Investoren und Finanzfachleute mit
Vertretern exzellenter Forschungsinstitute zusammenbringen,
brauchen wir deutlich mehr», sagte dann auch der
IBM-Forschungschef John Kelly, der tags zuvor in Rüschlikon
das neue Nano-Forschungszentrum von IBM und der ETH Zürich
einweihte, an dem auch die Empa beteiligt ist. Darauf angesprochen,
warum IBM gerade in der Schweiz in ein neues Nano-Zentrum
investiere, antwortete Kelly: «Weil hier die fähigsten
Leute sitzen.» Für den IBM-Forschungschef steht auch
fest, dass Nanotechnologie künftig aus zahlreichen Bereichen
nicht mehr wegzudenken sein wird. «Zusammen mit einer radikal
neuen Systemarchitektur liegt in der Nanotechnologie die Zukunft
der elektronischen Datenverarbeitung.» |
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Gerade für Forscher sei es enorm wichtig, den
gesellschaftlichen Diskurs über die Nanotechnologie proaktiv
zu fördern, meinte Thomas Borer, der ehemalige Schweizer
Botschafter in Deutschland und CEO der swiss authentication
research and development AG
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Der Fortschritt findet im Nanometerbereich statt
Doch auch in der Medizin sorgt «Nano»
für einigen Wirbel. Dabei geht es laut Patrik Hunziker vom
Universitätsspital Basel vor allem um zwei Eigenschaften der
Nanomaterialien und -systeme: die erkrankten Organe, Gewebe oder
Zellen gezielt «aufzuspüren» und gleichzeitig
keine Immunantwort hervorzurufen. «Dadurch liesse sich die
Wirksamkeit von Medikamenten rund 100fach steigern und die
Nebenwirkungen drastisch senken», so Hunziker. Voraussetzung
für therapeutische Nanomaterialien sei selbstverständlich
deren Unschädlichkeit. «Kohlenstoffnanoröhrchen
beispielsweise würde ich zum jetzigen Zeitpunkt lieber nicht
in meinem Körper haben.» Über deren Auswirkungen
auf den menschlichen Organismus sei derzeit schlicht zu wenig
bekannt. |
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Und wenn
wenig Wissen vorhanden ist, dann machen sich schnell einmal
Unbehagen und Vorbehalte breit. Umfragen zeigten, dass ein
Grossteil der Bevölkerung wenig bis nichts über
Nanotechnologie weiss. «Daher ist es gerade für Forscher
enorm wichtig, den gesellschaftlichen Diskurs über die
Nanotechnologie proaktiv zu fördern», mahnte Thomas
Borer an, der ehemalige Schweizer Botschafter in Deutschland und
CEO der swiss authentication research and development AG. Denn
über die Akzeptanz neuer Technologien entscheide letztlich die
Gesellschaft. |
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Befürchtungen ernst nehmen
In der Schweiz herrsche derzeit eine positiv-kritische
Einstellung gegenüber Nanotechnologie, stellte der
Staatssekretär für Bildung und Forschung, Mauro
Dell’Ambrogio, fest. Selbst Kritiker würden nicht
ernsthaft bestreiten, dass Nanotechnologie Lösungen für
Probleme in Medizin und Umweltschutz bieten könne. Doch auch
Befürchtungen seien ernst zu nehmen. So laufen in der Schweiz
und in Europa zurzeit verschiedene Initiativen, in denen
VertreterInnen aus Wissenschaft und Industrie zusammen mit
Konsumenten- und Umweltschutzverbänden Sicherheitsraster
für Anwendungen verschiedener synthetischer Nanomaterialien
erstellen. Das schafft Entscheidungsgrundlagen für
allfällige risikoreduzierende Massnahmen von Seiten der
Industrie oder der Behörden. |
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Die Swiss
NanoConvention bot rund 300 anwesenden
EntscheidungsträgerInnen eine Plattform, um sich über
effiziente, für die Gesellschaft nützliche Entwicklungen
im Nanobereich, aber auch über potenzielle Risiken zu
informieren und auszutauschen. Fotografin: Heidi
Hostettler |
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In der
Nanotechnologie, so Wolf-Michael Catenhusen, Leiter der
NanoKommission des deutschen Bundesumweltministeriums, sei von
vornherein die Begleitforschung über die Implikationen der
Nanowissenschaften in Form eines Stakeholder-Dialogs eingebunden.
Derzeit würde etwa in Deutschland ein «Katalog»
mit Nutzen- und Risikoaspekten von Nanoprodukten und
–anwendungen erarbeitet. Laut Catenhusen war einer der
Hauptgründe, warum die grüne Gentechnologie auf so wenig
Akzeptanz stösst, die Tatsache, dass die Industrie keine
«Nutzenstrategie für die Verbraucher» entwickelt
hatte. «Und solche kapitalen Fehler muss man ja nicht
wiederholen», so Catenhusen. |
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Um das
Potenzial der Nanotechnologie der Gesellschaft zugänglich zu
machen – im gleichzeitigen Wissen um mögliche Risiken
bestimmter Anwendungen –, seien Anstrengungen seitens der
Forschergemeinschaft notwendig, bestätigte auch Urs Hofmann,
Regierungsrat des Kantons Aargau. Und genau hierfür sei die
Swiss NanoConvention ein wichtiger Beitrag. Regierungsrat Hofmann
hob auch das Bestreben hervor, die Veranstaltung als feste
nationale Plattform zu etablieren – unter Einbezug
internationaler ExpertInnen. «Mit der Swiss NanoConvention
hat die Gemeinschaft der Forschenden ein Signal gesetzt: Dass sie
nämlich in der Lage ist, sich selbst sinnvoll zu organisieren
und ihre Kapazitäten auf nationaler Ebene zu bündeln.
Dies ist ein wichtiges Zeichen, gerade auch gegenüber der
Politik, um die Nanowissenschaften in der politischen Wahrnehmung
zu stärken.» |
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Weitere
Informationen zur Veranstaltung unter www.swiss-nanoconvention.ch
Ausgewählte Präsentationen der Referenten finden
Sie hier. |
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