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Quelle: KTI, Fotograf: Alessandro Della
Bella
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Weltweit
leiden über 50 Millionen Menschen an chronischen Wunden. Die
Zahl wird weiter zunehmen, denn betroffen sind häufig
ältere Menschen, die von Krankheiten wie Diabetes
geschwächt sind. Genau diese Bevölkerungsgruppe
wächst weltweit. |
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Einer
Linderung des Problems sind die Luzerner Firma Nolax und die Empa
im KTI-Projekt «Revcel» ein gutes Stück näher
gekommen. Gemeinsam haben sie einen Zellträger oder
«Scaffold» Aus Kunststoff weiter entwickelt, der den
Körper beim Schliessen der Wunde unterstützt. Dieser
Scaffold – ein schwammartiges kleines Kissen aus Polyurethan
– wird auf die Wunde aufgebracht. Nach und nach wird er von
Bindegewebszellen besiedelt. Gleichzeitig wird der Kunststoff vom
Körper abgebaut. Zurück bleibt nur eine neu gebildete
Schicht Haut. |
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Arie Bruinink und sein Team von der Empa steuerten das
nötige Know-how für die Entwicklung des Wundschaums
bei.
Quelle: KTI, Fotograf: Alessandro Della
Bella
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Zwar
gibt es bereits Zellträger auf dem Markt. Doch sie werden aus
tierischen Ausgangsprodukten hergestellt, was sie teuer macht und
das Risiko von Krankheitsübertragungen mit sich bringt. Beide
Nachteile fallen bei der Wahl von Kunststoff als
Trägermaterial weg. |
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Nolax
verfügt über jahrzehntelange Erfahrung im
Kunststoffbereich und hat seit Jahren Produkte für
medizinische Anwendungen auf dem Markt. 2009 liess das Luzerner KMU
das Konzept des Scaffolds patentieren. «Für die
Weiterentwicklung bis zum Proof-of-Concept brauchten wir allerdings
einen Partner», erklärt Andreas Dobmann von der Nolax.
Die passende Ergänzung fand man an der Empa in St. Gallen. Die
Projektleitung dort übernahm Arie Bruinink, ein Zellbiologe
und Toxikologe mit viel Erfahrung bei
Verträglichkeitstests. |
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Dieses
Know-how war nun gefragt. In Tests mit Zellkulturen sollten
Material und Struktur des Scaffold so optimiert werden, dass er
nicht toxisch ist, Zellen ihn besiedeln und er sich schliesslich
auch vollständig und ohne Nebenwirkungen im Körper
auflöst. |
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Die vom
Empa-Team entwickelten Tests waren besonders realitätsnah. So
stellte Bruininks Team ein einem aufwändigen Verfahren
dreidimensionale Zellklumpen aus menschlichen Zellen her und
überprüfte, ob Zellen aus diesem Klumpen den Scaffold
besiedeln. «Dies entspricht den natürlichen
Verhältnissen bei einer Wunde wesentlich besser als der heute
übliche Test mit einzelnen Zellen», erklärt
Bruinink. |
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Bruinink und sein Team stellten in einem aufwändigen
Verfahren dreidimensionale Zellklumpen her, um den Schaum auf seine
Hautverträglichkeit hin zu testen.
Quelle: KTI, Fotograf: Alessandro Della
Bella
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«Aufgrund der Testergebnisse haben wir immer wieder die
Rezeptur angepasst und die Struktur des Scaffolds
verbessert», erklärt Stephan Häfner, der das
Projekt bei der Nolax leitete. Beide Teams arbeiteten mit enormer
Geschwindigkeit. Insgesamt wurden über hundert Versuchsreihen
durchgeführt. |
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Die
Ergebnisse wurden zum Schluss von Brigitte von Rechenberg am
Tierspital Zürich an Tiermodellen überprüft.
Das Ergebnis fiel überzeugend aus. «Das Schliessen der
Wunde mit dem Scaffold klappt sogar besser, als wir zu Beginn
erhofft hatten», sagt Arie Bruinink. |
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Nun baut Nolax eine Produktion auf, um Scaffolds für
klinische Versuche zu produzieren. Und Andreas Dobmann deutet an,
dass er sich einiges davon verspricht: «Neben der Behandlung
chronischer Wunden zeichnen sich bereits weitere Anwendungsfelder
ab.» Für die Nomination zum Medtech Award bekamen sie
eine Urkunde.
Text: Stefan Kyora
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