NEST-Unit HiLo eröffnet

Leichter bauen – effizienter betreiben

06.10.2021 | STEPHAN KÄLIN (EMPA), VANESSA BLEICH (ETH ZÜRICH)
Es besticht durch ein filigranes, geschwungenes Betondach und eine selbstlernende Gebäudetechnik: das neueste Bauwerk im Forschungsgebäude NEST der Empa und Eawag in Dübendorf. Die innovative Einheit, die vollgepackt ist mit ETH-Forschung, wird heute offiziell eröffnet.
https://www.empa.ch/documents/56164/18495637/Titelbild.jpg/7dfe398c-8102-4fad-becc-c4cfea45398e?t=1633434281000
Die Unit HiLo thront auf der obersten Plattform des Forschungs- und Innovationsgebäudes NEST auf dem Empa-Campus in Dübendorf, Schweiz. Foto: Roman Keller
In der neuesten NEST-Unit mit dem Namen HiLo treffen Bauprinzipien aus dem Mittelalter auf Baumethoden der Zukunft: Geplant und gebaut wurde das zweistöckige Gebäudemodul mit dem markanten doppelt gekrümmten Betondach mit modernsten Design- und Fabrikationsmethoden. Für die neuartige Leichtbau-Gewölbedecke wurden die Forschenden der ETH Zürich allerdings nicht zuletzt inspiriert von den alten Kathedralenbaumeistern, die es verstanden, Strukturen zu schaffen, die sich selbst tragen. Wissenschaftler um Philippe Block, Professor für Architektur und Tragwerk, und Arno Schlüter, Professor für Architektur und Gebäudesysteme, wollen gemeinsam mit Industriepartnern mit dem Gebäude Leichtbauweisen erproben und sie mit intelligenten und adaptiven Gebäudesystemen kombinieren.
Ressourceneffiziente Beton-Strukturen

Besonders auffällig ist das doppelt gekrümmte Dach, das seine Tragfähigkeit aus der Geometrie und seinem zweischaligen Aufbau gewinnt. Es besteht aus zwei Betonschichten, die durch ein Gitter aus Betonrippen und Stahlanker verbunden sind. Gebaut wurde es mit Hilfe einer flexiblen Schalung aus einem gespannten Seilnetz und einer Membran, auf die der Beton aufgespritzt wurde. Mit dieser Bauweise können grosse Mengen Beton und Schalungsmaterial eingespart werden.

Insbesondere für die Zwischenböden der zweistöckigen Unit setzten sich die Forschenden das Ziel, mit möglichst wenig Material auszukommen. Die Leichtbau-Deckenkonstruktion von HiLo spart im Vergleich zu herkömmlichen Betondecken mehr als 70% an Material ein. Erreicht wird diese Einsparung durch die intelligente Geometrie der Decken: Das Gewölbe mit Aussteifungsrippen verleiht den dünnen Decken ihre Tragfähigkeit. Die eingesetzten digitalen Fertigungsmethoden ermöglichen es, Lüftung, Kühlung und Niedertemperaturheizung in die gerippte Gewölbedecke zu integrieren und damit weiteres Material und Volumen einzusparen.

Selbstlernende Gebäudetechnik

In der HiLo-Unit ist auch eine von der Gruppe um Arno Schlüter entwickelte adaptive Solarfassade im Einsatz. Diese besteht aus 30 Photovoltaik-Modulen, die sich nach der Sonne ausrichten können. Die flexiblen Module lassen sich zudem dafür nutzen, den Sonneneinfall in den Raum zu steuern, um passiv zu heizen, oder – im Gegenteil – den Kühlungsbedarf zu senken.

Die adaptive Solarfassade ist Teil einer Reihe innovativer Komponenten der Gebäudetechnik für die effiziente Regulierung des Raumklimas. Während des Betriebs wird das Zusammenspiel der einzelnen Technologien unter Einbezug der Benutzerinnen und Benutzer von den Forschenden nun mittels «Machine Learning» ständig optimiert, um zu untersuchen, wie komfortable Innenraumbedingungen mit möglichst wenig Energie und Emissionen erzielt werden können.

Forschung und Wirtschaft lernen voneinander

HiLo steht für «High Performance – Low Emissions»: Mit der Unit erproben die Forschenden, wie das Bauen und der Betrieb von Gebäuden möglichst energie- und ressourcenschonend gestaltet werden kann – und dabei gleichzeitig eine attraktive Architektur und ein hoher Komfort für die Benutzerinnen und Benutzer der Gebäude gewährleistet werden kann.

HiLo ist das mittlerweile achte Modul im Experimentalgebäude NEST auf dem Campus der beiden Forschungsinstitutionen Empa und Eawag in Dübendorf. Im modularen Forschungs- und Innovationsgebäude können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen mit Industriepartnern neue Bau- und Energietechnologien in temporären Gebäudemodulen – sogenannten Units – unter realen Bedingungen testen und weiterentwickeln.

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Aussenansicht der NEST-Unit HiLo aus südwestlicher Richtung beim Eindunkeln. Foto: Roman Keller
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Der offene Hauptraum der NEST-Unit HiLo mit Blick gegen Osten. Foto: Roman Keller
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Der offene Hauptraum der NEST-Unit HiLo mit Blick gegen Westen. Foto: Roman Keller
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Ansicht aus dem Obergeschoss in Richtung Osten. Foto: Roman Keller
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HiLo bietet Arbeits- und Meetingräume. Foto: Roman Keller
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Der Büroraum auf der Ostseite mit Blick auf die Adaptive Solarfassade und die Leichtbau-Deckenkonstruktion. Foto: Roman Keller
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Der Büroraum auf der Westseite mit der Unteransicht der Leichtbau-Deckenkonstruktion. Foto: Roman Keller
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Blick hinter die Wand: Die HiLo-Unit ist mit zentralen Energy Hub des NEST-Gebäudes verbunden. Foto: ETH Zürich / Architecture and Building Systems
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Als Primärstruktur der Schalung des doppelt gekrümmten HiLo-Daches wurde ein gespanntes Kabelnetz verwendet. Foto: ETH Zürich, Block Research Group / Juney Lee
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Die erste Schicht Beton wird auf die Textilschalung gesprüht. Foto: ETH Zürich, Block Research Group / Juney Lee
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Die eigentliche Schalungsschicht lag auf dem Kabelnetz und bestand aus einem dünnen Gewebe. Foto: ETH Zürich, Block Research Group / Juney Lee
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Die fertige doppelt-gekrümmte Dachschale. Foto: Roman Keller
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Schalung für die Leichtbau-Gewölbedecke mit Aussteifungsrippen auf der Westseite. Foto: ETH Zurich, Block Research Group / Juney Lee
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Montage der 3D-gedruckten Schalungsteile für die Leichtbau-Gewölbedecke auf der Ostseite. Foto: ETH Zürich, Digital Building Technologies / Georgia Chousou
Weitere Informationen
Peter Richner
Empa, Stv. Direktor / Leiter Dept. Ingenieurwissenschaften


Philippe Block
ETH Zürich, Block Research Group


Architecture and Building Systems A/S
Alessandra Gabaglio, Communications

Medienkontakt
Stephan Kälin
Empa, Kommunikation
Tel. +41 58 765 49 93


Vanessa Bleich
ETH Zürich, Hochschulkommunikation
Tel. +41 44 632 41 41

Fotos, Videos und weiteres Pressematerial

Ein umfassendes Pressekit ist zu finden hier.

Hier finden Sie eine Übersicht zu allen involvierten Projektpartnern. 


Virtuelle Tour durch HiLo
Machen Sie sich selbst ein Bild und besuchen Sie den virtuellen Rundgang durch die NEST-Unit HiLo hier
 

Online-Eröffnungsevent
Am 6. Oktober 2021 wird HiLo im Rahmen eines virtuellen Events feierlich eröffnet: Programm und Anmeldung hier.



Projektteam

Innovation
Block Research Group, ETH Zürich
Chair of Architecture and Building Systems, ETH Zürich

Architektur
ROK Architekten
Block Research Group, ETH Zürich


Über NEST
NEST ist das modulare Forschungs- und Innovationsgebäude der beiden Schweizer Forschungsinstitute Empa und Eawag. Es wurde 2016 eröffnet und steht auf dem Empa-Campus in Dübendorf. Im NEST arbeiten mehr als 150 Partner aus Forschung, Wirtschaft und öffentlicher Hand eng zusammen. Neue Technologien und Baukonzepte werden im NEST unter realen Bedingungen getestet, weiterentwickelt und im Praxisalltag demonstriert. Dies führt dazu, dass innovative Bau- und Energietechnologien schneller auf den Markt kommen. nest.empa.ch

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