Internationaler Frauentag

Bessere Ergebnisse durch Chancengleichheit

08.03.2022 | AMANDA CARACAS
Die Empa setzt sich seit Jahrzehnten für die Chancengleichheit von Frauen und Männern ein. Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März 2022 stellt die Institution sieben Frauen aus der Forschung vor, die mit ihren Erfolgen dazu beigetragen haben, das Ansehen der Empa auf nationaler und internationaler Ebene zu stärken.
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Die Empa verdankt einen wesentlichen Teil ihres Erfolges der Investition in Frauen, wie zum Beispiel Irene Ferretto, Doktorandin am Advanced Materials Processing Lab. Bild: Empa
Dr. Tanja Zimmermann, Departementsleiterin «Functional Materials» und neu ernannte Direktorin der Empa
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Positioning Empa as the industry's first place to go to for the development of sustainable materials and technologies. Image: Empa

Warum würden Sie Mädchen und junge Frauen ermutigen, in der Wissenschaft zu arbeiten?

In der Wissenschaft arbeiten heisst, dass man sich mit Neugierde, Herzblut, Kreativität in eine Thematik vertiefen kann, die einen wirklich interessiert und zu neuen Materialien, Technologien und Systemen führt. Mir kam es immer ein bisschen so vor, als dürfte ich intensiv ein Hobby verfolgen. Die besten Teams waren immer die gemischten Teams mit Männern und Frauen.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit?

Das Zusammenarbeiten in internationalen, komplementären Teams, in denen jede Person mit ihrer Expertise im Projektteam zum Erfolg beiträgt, egal ob Praktikantin oder Professorin. Die Möglichkeit, gestalten und reale Probleme der Industriepartner oder der Gesellschaft angehen zu können und dafür Lösungen zu erarbeiten. Der Austausch und das Fördern von jungen Talenten.

Wer hat Sie inspiriert, eine Karriere in der Wissenschaft zu verfolgen?

Mein erster Chef und Mentor während Praktikum und Masterarbeit hat mich inspiriert und motiviert, mein Doktorat zu machen und meinen Weg in der Forschung zu verfolgen. Als ich schwanger war mit meiner ersten Tochter hat er mich ermutigt - egal mit welchem Prozentsatz - weiterzuarbeiten. Das habe ich gemacht und nie bereut.

Welchen Ratschlag würden Sie jungen Frauen/Mädchen geben?

Versucht euren Weg zu gehen. Der muss nicht in jedem Fall total gradlinig sein und sollte auch nicht den Verzicht auf eine Familie bedeuten. Es macht Sinn, frühzeitig mit seinem Partner zu vereinbaren, wie man sich die Elternarbeit aufteilen möchte und gegenseitige Freiräume für das Verfolgen der jeweils individuellen Ziele schafft. Wichtig ist es, ein gutes Netzwerk in seinem Forschungsgebiet aufzubauen. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, sehr offen nach aussen zu sein und bin von meinen Forschungspartnern nur sehr selten enttäuscht dafür aber häufig positiv überrascht worden.

Dr. Lily Poulikakos, Concrete & Asphalt Lab
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Spitzenforschung mit bituminösen Materialien. Bild: Empa

Warum würden Sie Mädchen und junge Frauen ermutigen, in der Wissenschaft zu arbeiten?

Ich ermutige Mädchen, die in Mathematik und Naturwissenschaften begabt sind, eine Karriere in den Natur- und Ingenieurwissenschaften in Betracht zu ziehen, denn diese Felder sind ein wirksames Instrument, um unser Leben zu verändern.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit?

Ich mag meine Arbeit, weil ich hoffe, dass sie die Art und Weise, wie wir Strassen bauen, verändern wird. Insbesondere arbeite ich an Methoden zur Entwicklung nachhaltiger Strassenbaumaterialien. Solche neuartigen Materialien werden Abfall, CO2-Emissionen und Energieverbrauch reduzieren.

Wer hat Sie inspiriert, eine Karriere in der Wissenschaft zu verfolgen?

Ich war schon immer von der Wissenschaft fasziniert. Von klein auf erhielt ich von meinen Eltern wissenschaftliche Sets wie Mikroskope. Ich liebte alles über Biologie, Botanik und Architektur.

Welchen Ratschlag würden Sie jungen Frauen/Mädchen geben?

Wir brauchen eure Talente in Wissenschaft und Technik! Frauen haben einen anderen Blick auf die Dinge und können helfen, wissenschaftlich fundierte Lösungen für Probleme der Menschheit zu finden, die Männer nicht in Betracht ziehen oder für wichtig halten würden.

Lucia Hirschi, Laborantin Biologie
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Die Entwicklung neuartiger materialbasierter Gesundheitslösungen fördern. Bild: Empa

Warum würden Sie Mädchen und junge Frauen ermutigen, in der Wissenschaft zu arbeiten?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass vernetztes Denken und die Feinmotorik besonders wichtige Komponenten der wissenschaftlichen Entwicklung sind. Verschiedene Themenbereiche mit einander zu verknüpfen und verschiedene Blickwinkel auf ein Projekt zu haben, kann sehr hilfreich sein.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit?

Für mich ist das Entwickeln neuer Methoden auf ein Ziel hin sehr motivierend. Es macht Spass, verschiedene Dinge auszuprobieren, um so eine Lösung zu finden.

Was hat Sie inspiriert, eine Karriere in der Wissenschaft zu verfolgen?

Die Forschung für die menschliche Gesundheit deckt ein grosses Interesse von mir, weshalb ich mich für eine Ausbildung als Laborantin in der Biologie interessiert habe.

Welchen Ratschlag würden Sie jungen Frauen/Mädchen geben?

Die Ausdauer an seinem Ziel zu arbeiten zahlt sich früher oder später aus!

Evgeniia Gilshtein, Thin Films and Photovoltaics Lab
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Die nächste Generation von Hochleistungs-Dünnschichtsolarzellen, Batterien und optoelektronischen Geräten entwickeln. Bild: Empa

Warum würden Sie Mädchen und junge Frauen ermutigen, in der Wissenschaft zu arbeiten?

Mädchen und Frauen machen weniger als 20 % der Arbeitskräfte in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik aus, die als die am schnellsten wachsenden Berufe der Zukunft gelten. Ich glaube also, dass Mädchen und junge Frauen, die sich für MINT interessieren und neugierig sind, aber ihre Fähigkeiten unterschätzen oder bestimmte Stereotypen/Ängste in ihren Köpfen haben, diese abbauen sollten, denn unabhängig vom Geschlecht sucht die Wissenschaft nach klugen und kreativen Köpfen, um Durchbrüche zu erzielen.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit?

Erstens gefällt mir, dass ich fast täglich Entdeckungen mache, von ganz kleinen (ich entdecke etwas nur für mich selbst) bis hin zu Entdeckungen, die von grosser Bedeutung sein können und in Zukunft zu industriellen Lösungen führen können, die letztendlich der Gesellschaft zugute kommen werden. Zweitens gefällt mir die Freiheit des Denkens und Schaffens - man kann jede wissenschaftliche Hypothese aufstellen und sich um ihre Bestätigung oder Ablehnung bemühen. Und schliesslich mag ich internationale Projekte mit Einrichtungen aus allen Teilen der Welt, die Möglichkeit, zu reisen und weltweit zusammenzuarbeiten.

Wer hat Sie inspiriert, eine Karriere in der Wissenschaft zu verfolgen?

In meiner Kindheit (6-13 Jahre) war mein Großvater, der leitender Fabrikingenieur war, der Grund für meine Neugierde an Mathematik und Physik! Oft haben wir bis spät zusammen gebrainstormt und nach neuen Lösungen gesucht. Danach (13-17) hatte ich den besten Physiklehrer am Gymnasium - sein Unterricht war der interessanteste und voller wissenschaftlicher Experimente. Ich bin diesen beiden klugen Köpfen für immer dankbar für ihre Leidenschaft für die Wissenschaft, die ich jetzt auch meine nennen kann!

Welchen Ratschlag würden Sie jungen Frauen/Mädchen geben?

Zuallererst sollten man sich selbst herausfordern. Entdecke, setze dir hohe Ziele und umgebe dich mit herausragenden Leistungen, mit Menschen, die dich intellektuell herausfordern und diese Herausforderungen annehmen. Es gibt die Annahme, dass nur Menschen mit den besten Noten in der Schule oder an der Universität im MINT-Bereich arbeiten können. Aber Cleverness allein reicht nicht aus, um in der Wissenschaft erfolgreich zu sein - es braucht auch Ausdauer, mentale Stärke und eine gewisse Widerstandsfähigkeit sowie den Wunsch zu beweisen, dass man gut genug ist. Wichtig ist auch, dass man sich nicht scheut, zuzugeben, wie wichtig das eigene Wissen und die eigenen Beiträge sind.

Kristina Orehounig, Urban Energy Systems Lab
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Gebäude, Stadtviertel und Städte in energieeffiziente und dekarbonisierte Systeme umwandeln. Bild: Empa

Warum würden Sie Mädchen und junge Frauen ermutigen, in der Wissenschaft zu arbeiten?

Die Wissenschaft braucht kluge Köpfe, um innovative Lösungen für unsere Zukunft zu entwickeln. Man kann im Bereich der Energieforschung aber auch in anderen MINT-Forschungsdisziplinen einen wichtigen Beitrag dazu leisten, globale Herausforderungen zu lösen. Ich finde das motivierend.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit?

Mir gefällt an meiner Arbeit, dass mein Team und ich an äusserst spannenden Themen arbeiten dürfen, welche unsere Zukunft positiv beeinflussen werden. Das Forschungsumfeld ist sehr international und abwechslungsreich und erlaubt ein sehr selbstbestimmtes Arbeiten.

Was hat Sie inspiriert, eine Karriere in der Wissenschaft zu verfolgen?

Ich hatte ursprünglich ein anderes Berufsziel, jedoch merkte ich während meines Studiums und der anschliessenden Arbeit an einem Lehrstuhl, dass die Forschung meine Berufung ist.

Welchen Ratschlag würden Sie jungen Frauen/Mädchen geben?

Offen sein für Themengebiete die man noch nicht kennt. Finde heraus wo deine Stärken liegen und was dich antreibt. Sei mit Leidenschaft bei der Arbeit!

Maryna Bodnarchuk, Thin Films and Photovoltaics Lab
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Wirkungsvolle Lösungen mit dünnen Schichten und Photovoltaik zum Nutzen von Industrie und Gesellschaft. Bild: Empa

Warum würden Sie Mädchen und junge Frauen ermutigen, in der Wissenschaft zu arbeiten?

Ein offensichtlicher Grund: Frauen machen die Hälfte der menschlichen Bevölkerung aus. Wenn sie ausgeschlossen oder nicht beteiligt werden, bedeutet das, dass nur die Hälfte des intellektuellen Potenzials für den Fortschritt von Wissen, Technologie und Gesellschaft zur Verfügung steht. Ausserdem führen geschlechtsspezifische und kulturelle Vielfalt zu einer besseren wissenschaftlichen Diskussion, und das ist immer besser für die Wissenschaft.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit?

In der Wissenschaft zu arbeiten bedeutet, einige der grössten Freiheiten auszuüben, die man sich vorstellen kann. Sie können nicht nur bei der Lösung von (wissenschaftlichen oder technologischen) Problemen kreativ sein, sondern Sie können das Problem selbst definieren! Dies ist vielleicht die wichtigste Freiheit, die man haben kann.

Wer hat Sie inspiriert, eine Karriere in der Wissenschaft zu verfolgen?

Mein Mann hat mich inspiriert, als wir beide noch Masterstudenten waren und unsere nächsten Schritte planten. Er hat mehrere Dinge in mein Leben gebracht: erstens ein Verständnis dafür, was in den chemischen Wissenschaften spannend ist. Zweitens das Verständnis dafür, dass Wissenschaft kein "warmes Bad" ist, sondern ein anspruchsvolles Abenteuer und harte Arbeit mit einer enormen Belohnung am Ende jeder Reise - und drittens die ewige Unterstützung in jeder Angelegenheit, selbst als ich unsicher war, ob ich mein Doktoratsstudium nach der Geburt meines Kindes fortsetzen sollte.

Welchen Ratschlag würden Sie jungen Frauen/Mädchen geben?

Ich möchte ein allgemeines, aktuelles Problem erwähnen: Lass Dich nicht unter Druck setzen - weder unter dem Druck, eine Karriere in den MINT-Fächern anzustreben (wir brauchen hier dringend mehr Mädchen, koste es, was es wolle!) noch unter dem gegenteiligen Druck (bekannte konservative Ansichten). Ich schätze, die meisten Frauen erleben das eine oder das andere, oder beides. Folge deinem eigenen Herzen und deinen Talenten!

Prof. Barbara Lothenbach, Cement Chemistry and Thermodynamics
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Grundlagenforschung und Produktentwicklung im Bereich der zementhaltigen Materialien fördern. Bild: Empa

Warum würden Sie Mädchen und junge Frauen ermutigen, in der Wissenschaft zu arbeiten?

Wenn man als Wissenschaftlerin arbeitet, kann man verstehen, warum und wie die Dinge funktionieren. Als Wissenschaftlerin zu arbeiten bedeutet auch, dass man weitgehend bestimmen kann, was und wie geforscht wird.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit?

Die Momente, in denen ich einen Zusammenhang zum ersten Mal verstehe. Ausserdem das Gefühl, eine gute Arbeit geleistet zu haben, die nicht nur mir nützt, sondern auch die Wissenschaft in meinem Bereich voranbringt. Neue Erkenntnisse zu präsentieren, die Ergebnisse meiner Kollegen zu sehen und daraus etwas Grösseres zu schaffen, das wir einzeln nicht erreichen könnten.

Wer hat Sie inspiriert, eine Karriere in der Wissenschaft zu verfolgen?

Meine Begeisterung für die Wissenschaft und der Wille zu verstehen, wie die Dinge funktionieren.

Welchen Ratschlag würden Sie jungen Frauen/Mädchen geben?

Studiere/forsche, was dich interessiert und Spass macht. Erstens, weil sich im Leben sowieso alles anders entwickelt als geplant, und zweitens, weil gute Wissenschaft nur aus Interesse und Begeisterung entsteht!

Editor / Media contact
Amanda Caracas
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