Lars
Jeurgens. Mit seinem Kollegen Thomas Suter (rechts) prüft
er einen neuen Versuchsaufbau.
Als Teenager war Lars Jeurgens fasziniert von Mineralien und
Fossilien. Begeistert hegte und pflegte er seine Sammlung. Aus
dieser Leidenschaft heraus entschied er sich damals für ein
Geologiestudium in Utrecht. Schnell merkte er, dass sich
Geologinnen und Geologen (zu jener Zeit) auch mit Fragen aus der
Materialwissenschaft beschäftigten. So galt es beispielsweise
herauszufinden, wie Schwermetalle in die Umgebung gelangen und
welche Effekte sie dort haben. Dieses Thema interessierte Jeurgens.
Er richtete sein Augenmerk darauf, wie man die Schwermetalle Chrom
und Wolfram wieder aus der Umwelt, etwa aus Flüssen,
herausfiltern kann, und experimentierte dazu mit porösen
Oxiden, um die gelösten Metalle im Wasser zu binden – ein
erster Ausflug in die Chemie der Grenzflächen war damit
getan.
Von Bohrlöchern bis zu Turbinenschaufeln
Nach Abschluss des Masters wechselte der damals
23-Jährige die Fronten und stellte seine physikalischen und
chemischen Kenntnisse in den Dienst des Mineralölunternehmens
Shell. Im Labor forschte er an der Kernspinresonanzspektroskopie
(NMR von engl. nuclear magnetic resonance) von Porenfluiden in
Erdölspeichergestein. Mit diesem Analyseverfahren können
die Gesteinsschichten unter dem Meer auf ihren Ölgehalt
untersucht werden. Diese Forschung war «sehr reizvoll»,
wie Jeurgens sagt, doch um sie als Projektleiter weiterzutreiben,
fehlte ihm der Doktortitel.
Darum immatrikulierte er sich nach einem Jahr bei Shell an der
Technischen Universität Delft. Im Laufe seiner Doktorarbeit
beschäftigte er sich mit den Anfangsstadien der Oxidation von
Metallen. Während der anschliessenden Zeit als
«postdoc» forschte er an hitzeresistenten
Beschichtungen für die Schaufeln von Flugzeugturbinen.
Jeurgens war an der Entwicklung einer Oberflächenbehandlung
beteiligt, die die Lebensdauer einer solchen Schutzbeschichtung
verlängert. Dabei arbeiteten die Wissenschaftler unter anderem
mit einer niederländischen Firma zusammen, die kurz darauf vom
Schweizer Konzern Sulzer übernommen wurde. «Die Partner
aus der Flugzeugindustrie patentierten unser Verfahren, doch ob es
in der Praxis auch wirklich zum Einsatz kommt, bleibt ein gut
geschütztes Geheimnis», erzählt Jeurgens mit seinem
weichen holländischen Akzent, der Schweizer Ohren
schmeichelt.
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