«Verein für medizinische Forschung und Innovation im Kanton Aargau»

Neuer Verein bringt medizinische Praxis und Forschung zusammen

04.06.2024 | LAURA HENNEMANN

Ärztinnen und Ärzte an Aargauer Spitälern können künftig über den «Verein für medizinische Forschung und Innovation im Kanton Aargau» Forschungszeit beantragen. Für sechs bis 24 Monate können sie dann berufsbegleitend gemeinsam mit Teams an der ETH Zürich, an der Empa oder am Paul Scherrer Institut PSI forschen.

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Die Vertretenden der Gründungsmitglieder und des Kantons Aargau (von links nach rechts): Michael Stettler (HKA), Tanja Zimmermann (Empa), Christian Rüegg (PSI), Jean-Pierre Gallati (Regierungsrat Kanton Aargau), Christian Wolfrum (ETHZ), Philipp Schütz (KSA), Adrian Schmitter (KSB). Bild: PSI

Fortschritte in der medizinischen Forschung und Innovation profitieren von einer engen Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen und Ärzten einerseits sowie Forschenden andererseits. Aufgrund des zunehmenden Zeit- und Kostendrucks im Klinikalltag ist es für medizinisches Fachpersonal jedoch schwierig, sich aktiv an Forschungsprojekten zu beteiligen. Somit fehlt ihre klinische Alltagserfahrung in der akademischen Welt. Umgekehrt verzögert sich ohne die Einbindung medizinischer Fachpersonen die Aufnahme neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis.

Diesem Problem begegnen die Spitäler im Kanton Aargau und drei Institutionen des ETH-Bereichs nun gemeinsam. Am 3. Juni 2024 haben die Kantonsspital Aarau AG, die Kantonsspital Baden AG, die Hirslanden Klinik Aarau AG, die ETH Zürich, die Empa sowie das Paul Scherrer Institut PSI gemeinschaftlich den «Verein für medizinische Forschung und Innovation im Kanton Aargau» gegründet.

Künftig sollen Ärztinnen und Ärzte, die an Aargauer Spitälern vorwiegend klinisch arbeiten, über diesen Verein Forschungszeit beantragen können. Im Rahmen dieser arbeiten sie dann an gemeinsamen Projekten mit Forschenden der ETH Zürich, der Empa oder dem Paul Scherrer Institut. Die Forschungszeit beziehen sie berufsbegleitend während sechs bis 24 Monaten.

Der Verein kompensiert mit finanziellen Beiträgen die von den Spitälern ermöglichte Forschungszeit. Der Verein wiederum erhält für die ersten fünf Jahre eine einmalige Anschubfinanzierung von insgesamt 1 Million CHF von den teilnehmenden Institutionen und Spitälern (50 %) sowie vom Kanton Aargau (50 %). Damit plant der Verein jährlich fünf bis acht Anträge für Forschungszeit zu bewilligen. Langfristig soll der Verein ausschliesslich durch Drittmittel getragen werden.

Vielseitige Erfahrungen bündeln

«Die Stärken des ETH-Bereichs reichen von der Grundlagenforschung bis hin zur Entwicklung neuer Technologien», sagt Christian Rüegg, Direktor des Paul Scherrer Instituts. «Es ist uns immer wichtig, früh in den Kontakt mit der Praxis zu kommen. Im medizinischen Bereich brauchen wir also die konkrete Erfahrung der Fachärztinnen und -ärzte, damit sich eine neue Entwicklung bewähren kann.»

Rüegg verweist auf die bereits bestehenden, sehr erfolgreichen Kooperationen zwischen den Aargauer Spitälern und dem ETH-Bereich, darunter die Protonentherapie und der Radiopharmazie am PSI sowie die Forschungskooperation «Clinical – Research ETH@KSB» zwischen der ETH Zürich und dem KSB. Die Empa ist zudem im Bereich Health- und Medtech aktiv und entwickelt etwa gemeinsam mit verschiedenen Firmen medizinische Implantate sowie neuartige diagnostische und therapeutische Ansätze.

Laut den beteiligten Institutionen haben die bisherigen Kooperationen gezeigt, dass ein Bedarf an einem vertieften und breiteren Austausch besteht. Neu entwickelte Technologien und Konzepte aus den Laboratorien der beteiligten Forschungsinstitutionen schneller und effizienter in die klinische Praxis zu überführen – die so genannten translationale Medizin – ist denn auch eines der Hauptanliegen der neuen Partnerschaft. «Der neugegründete Verein wird neue Forschung und Entwicklungen in der Medizin bereichern und beschleunigen», ist sich auch Hans Jürg Beer sicher. Der Mediziner leitet eine Forschungsgruppe an der Universität Zürich und ist zudem klinisch am Kantonsspital Baden tätig. Im neu gegründeten Verein leitet Beer nun das Evaluationskomitees, welches die eingereichten Projekte sichtet und bewertet. «Das Ausschreibungsverfahren ist kompetitiv angelegt und wir beurteilen nach klar definierten Qualitätskriterien», erklärt Beer.

Während Kliniken eine Ausfallkompensation vom Verein erhalten, ist das Budget für die Forschungsvorhaben selbst aus anderen Quellen sicherzustellen. Die Antragssteller müssen die Finanzierung ihrer Projekte bereits bei Einreichung ihres Antrags nachweisen.

Win-win für die Forschungsinstitutionen, Spitäler und den Kanton

The ETH Domain sees the association as a building block for realizing the goal it set itself in the Strategic Plan 2025-2028, namely to contribute solutions to the great challenges of our time, particularly in the area of human health. Specifically, the exchange promoted by the association will help to identify challenges in clinical practice, incorporate practical knowledge into new developments at an early stage and test new results and innovations in everyday clinical practice. The participating hospitals increase their attractiveness as employers and gain better access to research results and medical innovation through the program. With the association, the canton of Aargau is investing in its own innovative strength and continuing to position itself as one of the most innovative cantons in Switzerland.


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