Mit Ökobilanzen der Empa zum «umweltgerechten» Meeting
Dabei sein ist nicht alles – zumindest, wenns um die Umwelt geht
![https://www.empa.ch/documents/56164/292023/a592-08-08-27-b1m_tagderinformatik.jpg/0d734d38-239c-44c3-9ab5-5fea62910232?t=1448299117000](https://www.empa.ch/documents/56164/292023/a592-08-08-27-b1m_tagderinformatik.jpg/0d734d38-239c-44c3-9ab5-5fea62910232?t=1448299117000)
Die Führung eines internationalen Unternehmens möchte in Zürich eine einstündige Geschäftsleitungssitzung abhalten, ein Mitglied müsste dazu eigens aus London anreisen. Was, so fragt sich die Geschäftsleitung, ist umweltfreundlicher – eine Telekonferenz via Internet oder eine tatsächliche Anreise mit Auto, Zug oder Flugzeug? Und ist der Unterschied wirklich markant oder vernachlässigbar? Soweit die hypothetische Ausgangslage, die der Empa-Forscher Roland Hischier von der Abteilung «Technologie und Gesellschaft» mit Hilfe von Daten aus «ecoinvent» analysiert hat, einer weltweit einzigartigen wissenschaftlichen Datenbank für Ökobilanz-Basisdaten, die von Empa-Forschern miterstellt wurde und deren Leitung bei der Empa liegt. Von Microsoft bekam Hischier eine Liste sämtlicher Geräte, die für eine solche Videokonferenz notwendig sind – Laptop, Videokamera, Beamer, Server, Router und dergleichen – samt dazugehörigem Stromverbrauch und weitere technische Angaben wie Übertragungsraten und benötigte Kühlleistung. Damit sowie mit den «ecoinvent»-Daten zu Elektronik, Stromproduktion sowie den verschiedenen Anreisevarianten berechnete der Empa-Forscher dann den Ausstoss an Treibhausgasen, gemessen in CO2-Äquivalenten. Je länger der Anreiseweg, desto vorteilhafter sind
virtuelle Treffen für die Umwelt |
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Allerdings unterscheiden sich die verschiedenen Varianten massiv
in der Menge der verursachten Treibhausgasemissionen. Das virtuelle
Meeting schneidet mit lediglich 20 Kilogramm CO2-Äquivalent
mit Abstand am besten ab; diese gehen fast vollständig auf das
Konto der Datenübertragung via Internet. Die günstigste
Reisevariante – der Zug, in diesem Fall ein
Hochgeschwindigkeitszug über Paris – bringt es auf 108
Kilogramm – rund fünfmal mehr –, Flugzeug und Auto
dagegen auf 315 beziehungsweise 373 Kilogramm CO2-Äquivalent;
sie stossen also zwischen 16- bis 18-mal mehr Treibhausgase
aus. |
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Der Zug ist mit Abstand das
umweltfreundlichste Reisemittel |
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Dies ergab auch eine ältere Studie, in der Hischier zusammen mit Lorenz Hilty, dem Leiter der Empa-Abteilung «Technologie und Gesellschaft», die Umweltauswirkungen des von ihnen organisierten «International Environmental Informatics Symposium» in Zürich berechneten. Fazit der Studie: Mehr als 96 Prozent der Umweltbelastungen gehen auf das Konto der Reiseaktivitäten der mehr als 300 Konferenzteilnehmenden. Besonders frappant war, dass nur 6% von ihnen – diejenigen, die im Durchschnitt mehr als 8000 Kilometer anreisten – für fast zwei Drittel der Umweltbelastung verantwortlich waren. Zum Vergleich: Eine komplett virtuell abgehaltene Konferenz wäre dagegen rund 45-mal weniger umweltbelastend gewesen, ergaben Modellrechnungen der Empa-Forscher.
Redaktion |
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