CFK im Bauwesen

Gestern Idee - heute Realität

Jan 14, 2003 | REMIGIUS NIDERÖST

Kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe (CFK) als nachträgliche Verstärkung im Bauwesen einzusetzen galt vor gut 20 Jahren als revolutionär, wenn nicht sogar utopisch. Prof. Urs Meier, der diese Idee hatte und durch seine Forschungen und Entwicklungen Wesentliches zur ihrer Realisierung beitrug, wurde kürzlich aus Anlass seines 60. Geburtstages an der Empa-Akademie mit einer Fachtagung geehrt. An dem Anlass dankten Schüler und Freunde Meier für alles Geleistete.

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Prof. Urs Meier
 
Prof. Dr. P. Marti, ETH IBK, bei seiner Laudatio
 

Seit den 80er Jahren hat Prof. Urs Meier weltweit Pionierleistungen im Bereich der Forschung, Entwicklung und Anwendung kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffe (CFK) im Bauwesen erbracht. Seine Idee, das bis dahin nur in der Raum- und Luftfahrt gebräuchlichen Material im Bauwesen einzusetzen hat echte Innovationen ausgelöst.

Die nachträgliche Verstärkung von Bauwerken und anderer Strukturen mit CFK ist eine ökologisch sinnvolle Massnahme, da sie einen Beitrag zur Reduktion des Verbrauchs an Ressourcen im Bauwesen leistet. Auf die energie- und rohstoffintensive Erstellung neuer Bauwerke kann oftmals verzichtet werden, weil sich mit CFK bauliche Schäden beheben oder bestehende Bauten neuen Anforderungen anpassen lassen. Die Entwicklungen von Professor Meier und seiner Forschungsgruppe haben einer Reihe von Schweizer Unternehmen national und international neue Geschäftsfelder eröffnet und somit dazu beigetragen, den Werkplatz Schweiz zu stärken. Bauwerke haben immer auch einen kulturellen Aspekt. Die Anwendung von CFK-Lamellen bei der Sanierung historischer Bauwerke wie etwa der Reussbrücke in Sins oder des Landesmuseums in Zürich leistet einen Beitrag an die Erhaltung unseres kulturellen Erbes.

 

Die Jubiläumsveranstaltung zeigte auf eindrückliche Weise, wie es Urs Meier meistert, eine Vision, die aus seinen profunden Kenntnissen der Ingenieur- und Materialwissenschaften entsteht, in die Realität umzusetzen. Es ist ihm gegeben, talentierte WissenschafterInnen für seine Ideen zu begeistern und seine Ziele über viele Jahre hinweg mit grosser Beharrlichkeit zu verfolgen. Heute kann er die Früchte seiner Arbeit ernten, sei es in Form vielfältiger internationaler Anerkennung in der akademischen Welt, sei es angesichts der Umsetzung seiner Ideen in der Praxis. Heute gehört CFK auch im Bauwesen zum "Stand der Technik". Die Jubiläumsveranstaltung zu seinem 60. Geburtstag zeichnete die Entwicklung nochmals auf und ging auch auf die neuesten Erkenntnisse ein. Referenten waren ehemalige und gegenwärtige Doktoranden aus Professor Meiers Forschungsgruppe, die damit dem Jubilär gratulierten und sich auch für sein persönliches Engagement zugunsten ihres Werdegangs bedankten.

 

Curriculum Vitae (Auszug)

1968 schloss Prof. Urs Meier sein Studium an der ETH Zürich als dipl. Bauingenieur ab und trat darauf als Projektmanager für die Untersuchung grosser Bauteile in die Empa ein. 1972 wurde er zum Abteilungsleiter "Kunststoffe/Composites" ernannt, 1979 zum Leiter des Ressorts "Baustoffe". Ab 1989 führte er die Empa am Standort Dübendorf als Direktor, seit dem Jahr 2002 ist er der stellvertretende Chef der Gesamt-Empa.

Die Jahre 1971/72 und 1977/78 verbrachte Prof. Meier am renommierten Massachusetts Institute of Technology in Boston (USA). Seit 1975 hält er an der ETH Zürich Vorlesungen, 1989 wurde ihm von der ETH der Professorentitel verliehen.

Für seine Arbeiten erhielt Prof. Meier immer wieder namhafte Auszeichnungen, so etwa 1990 im Wettbewerb "Technologiestandort Schweiz".

Prof. Meier konnte am 8. Januar 2003 seinen 60. Geburtstag feiern. Mit seiner Familie lebt er in Volkestwil ZH.

 

Festschrift

Zur Jubiläumsveranstaltung ist der Tagungsband "CFK im Bauwesen – heute Realität" erschienen. Aus dem Inhalt:

  • Verstärken mit CFK – Mehrwert oder Spielerei?
    Dr. Martin Deuring, Dr. Deuring + Oehninger AG, Winterthur
  • Vorgespannte CFK-Lamellen mit Gradientenverankerung, Iwan Stöcklin, Empa
  • Vorgespannte CFK-Lamellen mit kompakten Endverankerungen
    Dr. Gregor Schwegler, PlüssMeyer Partner AG, Luzern
  • CFK-vorgespannte Tragwerkelemente aus Hochleistungsbeton
    Dr. Giovanni P. Terrasi, SACAC AG, Lenzburg
  • Lamellenverstärkte Stahlbetonträger: experimentelle Erfahrung, Analyse, Bemessung
    Tomasž Ulaga, ETHZ IBK, Zürich
  • Verstärkungssysteme und ausgeführte Tragwerkverstärkungen mit Faserverbundwerkstoffen
    Heinz Meier, Sika AG, Zürich
  • Strangschlaufen als externe Spannglieder, Dr. Andreas Winistörfer, Empa
  • Tragverhalten von Stahlbetonscheiben mit vorgespannter externer Schubbewehrung aus Kohlenstofffasern, Dr. Frank Stenger, Ernst Basler + Partner AG, Zürich

Der Tagungsband ist erhältlich bei: Empa-Akademie, Überlandstr. 129, 8600 Dübendorf.