Die Diskussion um eine Helmpflicht auf den Skipisten ist wieder in vollem Gang. Schutzausrüstung ist in den Sportgeschäften gefragt wie noch nie. Zu Recht, finden Empa-Fachleute: Sie stossen bei Tests im Auftrag von Konsumentenmagazinen immer seltener auf mangelhafte Helme und können enorme Qualitätsverbesserungen in den vergangenen Jahren bestätigen. Skifahrer und Snowboarder sollten neuere Modelle bevorzugen und darauf achten, dass der Helm die Norm erfüllt.
Der
schwere Skiunfall des thüringischen Ministerpräsidenten
Dieter Althaus hat die Diskussion über eine Helmpflicht auf
den Skipisten neu entfacht. Althaus überlebte den
Zusammenstoss in einem österreichischen Skigebiet dank seines
Helms mit schweren Verletzungen. Die aus der Slowakei stammende
Sportlehrerin, mit der er kollidiert war, starb hingegen auf dem
Weg ins Spital. Sie hatte keinen Helm getragen.
Nun
fordern Politiker in den Alpenländern wieder, Helme für
alle Skifahrer vorzuschreiben: Der für Sport zuständige
Landesrat von Vorarlberg, Siegmund Stemer, prüft eine
gesetzliche Helmpflicht. Ähnliche Überlegungen gibt es in
den Bundesländern Kärnten, Tirol und Salzburg, also jenen
Regionen, in denen die grössten österreichischen
Skigebiete liegen. Der deutsche Bundespräsident Horst
Köhler liess sich demonstrativ beim Skifahren mit Sturzhelm
fotografieren. Auch in der Schweiz wird lebhaft diskutiert: So
fordert SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi einen höheren
Selbstbehalt für Skifahrer, die ohne Helm einen Unfall
erleiden. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu)
fordert Wintersportler flächendeckend auf Plakaten auf, ihren
Kopf zu schützen.
Empa-Experten finden weniger ungenügende
Helme
Die bfu zählt an jedem Wintersporttag allein in der Schweiz
rund 1000 Verletzte auf den Pisten. In der vergangenen Saison
trugen immerhin die Hälfte aller Skifahrer und rund 70 Prozent
der Snowboarder einen «Schneesporthelm». Dieser
verringert laut bfu das Risiko von Kopfverletzungen um die
Hälfte.
Allerdings ist Helm nicht gleich Helm. Tests der Empa-Abteilung «Schutz
und Physiologie» deckten in den vergangenen Jahren immer
wieder grosse Qualitätsunterschiede auf. Fehlerhafte Helme,
die den Anforderungen nicht entsprechen, finden sich allerdings
immer seltener in den Fachgeschäften. «Die Helme werden
ständig weiterentwickelt», sagt Paul
Brühwiler, der bei der Empa in St. Gallen unter anderem
auch für die Helmtests zuständig ist. «Deswegen
raten wir grundsätzlich zu neueren Modellen.» Ein
Vergleich der Testreihen über die Jahre bestätigt
das.
Im
Herbst untersuchte die Empa im Auftrag der Verbrauchermagazine
«Ktipp» und «Kassensturz» erneut zehn
Skihelme. Die genauen Ergebnisse sind in der
«Ktipp»-Ausgabe vom 26.11.2008 nachzulesen. Vor zwei
Jahren mussten die Empa-Tester noch drei Modelle beanstanden, weil
sie Stösse nicht genügend abfingen. In dieser Saison trat
dieser Mangel nur noch einmal auf. Und die «Versager»
aus dem letzten Test – die Produzenten Alpina und CP –
stellen inzwischen die beste Schutzausrüstung her. Allerdings
erreichte keiner der Helme die Note «sehr gut».
Test-Verlierer kommen aus China
Auffällig war, dass die meisten Helme, nämlich sieben von
zehn, «Made in China» waren. Gerade bei diesen Modellen
lohnt jedoch ein genauer Blick: Denn sie landeten fast durchwegs
auf den hinteren Plätzen im Test. Ein Billighelm erhielt gar
das Urteil «ungenügend». Vier chinesische Helme
erreichten noch das Urteil «gut». Mit «gut»
schnitten auch die Modelle aus deutscher oder italienischer
Produktion ab. Allerdings gibt der Preis keinen sicheren Aufschluss
auf die Qualität. Nur Billighelme unter 100 Franken schnitten
generell schlecht ab.
«Beim Kauf eines Helms sollte man darauf achten, dass er das
CE-Zeichen trägt und die Norm EN 1077 erfüllt»,
sagt Brühwiler. Alle wichtigen Informationen – also
Grösse, Gewicht und Schutzklasse (A oder B) – sollten
leicht zu finden sein. Klasse A bietet mehr Schutz im Ohrenbereich.
Ausserdem sind Helme dieser Kategorie schwerer zu
durchstossen.
Grundsätzlich untersuchen die Empa-Fachleute drei Kriterien
des Kopfschutzes. Sensoren in einem Prüfkopf, der samt Helm
fallen gelassen wird, messen, wie gut der Helm Stösse
dämpft. In einem zweiten Test wird überprüft, ob ein
spitzer Gegenstand – etwa ein Skistock oder ein Ast – den
Helm durchstossen kann. Ausserdem wird überprüft, ob die
Riemen und Verschlüsse den Helm sicher fixieren, oder ob er
bei einem Sturz abgestreift werden könnte. Genau an diesem
Test scheiterte der in diesem Winter beanstandete Billighelm.
In einer aktuellen
Plakatkampagne werben die bfu und der Versicherungsverband für
das Tragen von Helmen beim Wintersport. (Bild: bfu)
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