Kunst und Bau

14.06.2024 | ANDREA SIX

Die Kunstwerke auf dem Campus «co-operate» der Empa und der Eawag in Dübendorf und auf dem Gelände der Empa in St. Gallen sind so vielfältig wie die Forschungsarbeiten und die internationalen Laborteams der Institutionen. Und so konnte die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Areal und seinen Bauten seit den 1960er Jahren in einigen Werken Gestalt annehmen. Ebenso sind weitere Arbeiten entstanden, die von Mitarbeitenden angeregt wurden oder etwa Ausdruck einer innovativen Signaletik sind.

Julian Charrière - Not to get lost
https://www.empa.ch/documents/56192/29676129/Kunstseite+not-to-get-lost.png/3e424058-94f0-483f-b040-324170175347?t=1718351468000

Der schweizerisch-französische Künstler Julian Charrière verbindet in seinen Werken Forschungsthemen aus verschiedenen Bereichen von Naturwissenschaft und Kulturgeschichte. Seine Projekte entstehen oft aus Feldforschungen an abgelegenen Orten wie Eisfeldern oder Vulkanen. Auf dem Empa-Eawag-Campus hat Charrière eine Installation mit Findlingen unterschiedlicher Herkunft, Grösse und Zusammensetzung geschaffen. Verbunden sind die Steine durch metallische Steinkeile, die der Künstler mit einer «in die Physik transferierten Akupunktur» vergleicht. 

Auf dem Platz zwischen dem NEST-Gebäude und dem 2024 erbauten Laborgebäude stehen die Findlinge mit den Steinkeilen in ihrer materiellen Ursprünglichkeit den Bauten gegenüber, in denen innovative Materialien und Technologien entwickelt werden.

Julian Charrière *1987
Not to get lost
2024
Installation, Stein und Metall
Campus Empa-Eawag, zwischen NEST und Laborgebäude, Dübendorf

Ursula Damm und Felix Bonowski - Kontinuum
https://www.empa.ch/documents/56192/29676129/kontinuum-435.jpg/ad0e2ef1-da38-4d6a-9eca-50d66174dae6?t=1718351470000

Die Videoinstallation „Kontinuum“ ist eine Zwei-Kanal-Projektion, die auf Live-Daten des Chriesbachs basiert, der am Campus Empa-Eawag vorbeifliesst. Die beiden Projektionen repräsentieren den Zustand des Chriesbachs im Verlauf eines Jahres und übersetzen die Daten zu jahreszeitlichen Schwankungen, Farbmustern und physikalischen Prinzipien in sinnliche Bilder, die an impressionistische und japanische Malerei erinnern. Indem die Installation das Äussere ins Innere, das Wasser in das FLUX-Gebäude, das Objekt der Beobachtung an den Ort seiner Untersuchung bringt, reflektiert sie das „Kontinuum“ des Baches und die Funktion des Gebäudes als Teil der Wasserforschung der Eawag auf ästhetische Weise. Hierzu werden Echtzeitbilder von drei Kameras durch einen Grafik-Shader geleitet. Dieser basiert auf Lernregeln eines neuronalen Netzes. Das resultierende Video ist eine Collage aus kombinierten Aspekten des visuellen Erscheinungsbildes des Chriesbachs aus verschiedenen Zeiten und Blickwinkeln. Die Messungen werden von einer vom Forschungsinstitut betriebenen Station durchgeführt, die nur wenige Meter von der Stelle entfernt ist, wo die Kameras auf den Bach blicken. Die Korrespondenzen zwischen den Messungen und den Modellparametern sind so gewählt, dass jahreszeitliche Veränderungen (Temperatur), Tagesrhythmen (Sauerstoffsättigung durch Photosynthese) und gelegentliche Ereignisse (Trübung durch Gewitter und Bauarbeiten) ihre Spuren in den Grafiken hinterlassen. 

Ursula Damm *1960 und Felix Bonowski *1983
Kontinuum
2021
Videoprojektionen
Campus Empa-Eawag, Innenraum Flux-Gebäude, Dübendorf

Roman Signer - Fasslager
https://www.empa.ch/documents/56192/29676129/Faesser-435.jpg/5b8a1d78-4ff2-4d62-8510-383bfe7df7be?t=1718351469000

Roman Signer ist ein Schweizer Bildhauer, Zeichner, Aktions- und Konzeptkünstler und Filmer. Er lebt und arbeitet in St. Gallen.

Vor dem Haupteingang der Empa in St. Gallen hat er sein summendes Fasslager aufgestellt. Ein Quadrat von 25 umgekehrten leuchtend blauen Metallfässern mit weissem Boden steht in der einer flachen Wanne. Unter jedem Fass befindet sich eine Düse, aus der ein unsichtbarer Wasserstrahl ins Fass spritzt. Der Strahl prallt auf den Fassboden, fällt zurück oder läuft den Wänden entlang in die Wanne. Die Wasserstrahlen versetzen die Fässer in Schwingung und erzeugen so ein summendes Klingen. 

Roman Signer *1938
Fasslager
2006
25 Metallfässer mit Wasserdüsen
Empa Haupteingang, St. Gallen

Jürg Altherr - Heckenkörper – Körper ohne Haut
https://www.empa.ch/documents/56192/29676129/Heckenkoerper-435.jpg/e6d30fac-f824-4270-a79f-14608b072ba6?t=1718351469000

Jürg Altherr war ein Schweizer Bildhauer, Plastiker und Landschaftsarchitekt. Sein Werk umfasst Skulpturen, Konzeptkunst, Body Art, Schmuck, Land Art, Aktionskunst sowie Umweltgestaltung.

Seinen Heckenkörper errichtete Jürg Altherr im Vorgelände eines Riedstreifens. Er besteht aus einem Stahlgerüst, das an seiner höchsten Stelle 7 Meter erreicht und sich über 70 Meter erstreckt. Die Konstruktion ist lose auf ein Kiesbett platziert. Jürg Altherrs Heckenkörper wird gleichsam zum Scharnier zwischen Technik und Natur, überbauter Umgebung und mehr oder weniger sich selbst überlassener Landschaft. 

Jürg Altherr
1944 -2018 
Heckenkörper – Körper ohne Haut 
1998
Verzinkte Stahlstreben, 70 x 7 m
Empa Westseite, St. Gallen

Robert Lienhard - Nénuphar
https://www.empa.ch/documents/56192/29676129/nenuphar-eawag-435.jpg/f4a58774-3cb5-4b5e-99cb-0aa5704702e0?t=1718351467000

Der Winterthurer Künstler Robert Lienhard arbeitete als Bildhauer, Metallplastiker, Zeichner und Grafiker und an Kunst im öffentlichen Raum. Seine Freiplastik Nénuphar (frz.; Seerose) schuf er mit von der Natur inspirierten Formen. Die Auseinandersetzung Lienhard's mit dem Werk des Bildhauers Henry Moore's liegt nahe. Seine Formensprache zeige surrealistische Anspielungen auf Eros, Tod und Aggression und das zentrale Thema der leeren Mitte, so das Lexikon SIKART. Robert Lienhard gehörte um 1920 zu den ersten Kunstschaffenden in der Region, die sich der abstrakten Kunst zuwandten.

Lienhard hat den roten Veroneser Kalk in einem italienischen Steinbruch grob behauen lassen. Schwierig war dann der Transport in die Schweiz, respektive der Zoll: Die Zöllner hielten den grob behauenen Block bereits für ein Kunstwerk und nicht für blosses Material. Das Passieren dauerte eine Weile, bis Fachleute attestierten, es handle sich noch um Stein und nicht bereits um Kunst.

Robert Lienhard
1919-1989 
Nénuphar
1972 
Skulptur aus Veroneser Kalkstein
Campus Empa-Eawag, Vorplatz Flux-Gebäude, Dübendorf

Albert Rouiller - Ohne Titel
https://www.empa.ch/documents/56192/29676129/Albert-435.jpg/bd3a6305-4562-4111-8eda-72dcea8b153e?t=1718351469000

Albert Rouiller war ein Westschweizer Künstler und Mitbegründer des Berufsverbandes Genfer Bildhauer. Sein Werk umfasst Skulpturen, Kunst im öffentlichen Raum, Zeichnungen und Druckgrafiken. Anfangs arbeitete Rouiller vor allem in Stein. Nach 1962 begann eine Phase mit Arbeiten mit diversen Metallen. Plastiken wie «Ohne Titel» auf dem Empa-Eawag-Campus erstellte er oft aus verschiedenen Materialien. Seine abstrakten Plastiken erinnern an Organisches, manchmal an Mechanisches oder Surrealistisches. Zitat: "Der Mensch hinterlässt auf jedem Werkstoff, den er berührt, die Spur seines Wirkens."

Albert Rouiller
1938 – 2000
Ohne Titel
1963 
Freiplastik aus Aluminium und Beton 
Campus Empa-Eawag, Grünfläche an der Empa-Akademie, Dübendorf

Weitere Arbeiten auf dem Campus

Stauffenegger + Partner - Wassermolekül
https://www.empa.ch/documents/56192/29676129/Wassermolek%C3%BCl-435.jpg/7ce4d015-8291-4723-89c6-20703f35a494?t=1718351466000

Das etwa drei Meter grosse Kunststoff-Modell thematisiert Wasser als zentrales Element der Eawag-Forschung auf eine unkonventionelle Art und Weise. Als überdimensionales, hängendes Kalottenmodell eines Wassermoleküls erlaubt es zudem eine multifunktionale und uneingeschränkte Nutzung des Atriums des Eawag-Hauptgebäudes.

Die beiden Halbkugeln der Wasserstoffmoleküle können dank integrierter Projektoren bespielt und als Kommunikationsmedium genutzt werden.  

Stauffenegger + Partner (Signaletik)
Wassermolekül
2004-2008 
Kunststoffmodell mit integrierten Projektoren 
Campus Empa-Eawag, Forum Chriesbach, Atrium, Dübendorf

Arthur Bechtiger alias Giustino Corradini - Globophonium
https://www.empa.ch/documents/56192/29676129/globo-435.png/d978d7d0-9c62-4138-8f0f-21cc8c6e5bf8?t=1718351469000

Arthur Bechtiger entwarf als ehemaliger Empa-Mitarbeiter seine Klangplastik anlässlich des 700-Jahr-Jubiläums der Entstehungsgeschichte der Eidgenossenschaft (Bundesbrief von 1291). Später nahm Bechtiger den Künstlernahmen Giustino Corradini an und arbeitete als freischaffender Künstler.
Über das Globophonium schrieb Arthur Bechtiger: «Das Globophonium ist mit einem Rest von Hoffnung und mit der Aufforderung verbunden, mit all unseren Sinnen mitzudrehen an der Geschichte unserer Generationen».

Arthur Bechtiger alias Giustino Corradini 
Globophonium
1992 
Klangplastik aus Metall und Glas
Campus Empa-Eawag, zwischen Metallhalle und Röntgenzentrum, Dübendorf

 

Informationen

Redaktion / Medienkontakt

Dr. Andrea Six (Empa)
Kommunikation
Tel. +41 58 765 6133

Andre Bryner (Eawag)
Kommunikation
Tel. +41 58 765 5104


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