Sanierung einer
Liegenschaft und Wohnraumerweiterung, vor der Sanierung
Als erster Referent sprach Hans
Bertschinger von der Empa über so genannte Pilot- und
Demonstrationsprojekte. Pilotprojekte sind solche, bei denen
technische Entwicklungen, die noch weit von der Marktreife entfernt
sind, erprobt werden. Bei den Demonstrationsprojekten werden
marktreife Innovationen am Markt eingeführt und demonstriert.
Beide Arten werden, falls sie gewisse Anforderungen erfüllen,
vom Bund finanziell unterstützt. Ein Projekt muss dazu
innovativ sein, ein gewisses Risiko aufweisen und Mehrkosten
bedingen, die nicht amortisierbar sind. Es sollte einen
Multiplikationseffekt haben und möglichst gute Chancen,
Nachahmerprojekte auszulösen. Der Erfolg soll mittels
Messungen nachweisbar sein und mit Veröffentlichungen in
Fachzeitungen, Vorträgen, Medienanlässen und
Führungen am Objekt publik gemacht werden. Die Innovation kann
z.B. darin liegen, dass eine Brennstoffzelle eingebaut wird, neue
Wege bei der Wärmeversorgung erprobt oder Technologien
kostengünstiger realisiert werden.
Sanierung einer
Liegenschaft mit Wohnraumerweiterung, nach der Sanierung
Bertschinger, der in
den letzen zwölf Jahren etwas mehr als 100 solcher Projekte
begleitet hat, stellte den 130 anwesenden Personen die Entwicklung
bei Pilot- und Demonstrationsprojekten vor. Während anfangs
nur einzelne Technologien realisiert und untersucht wurden, kamen
ab Mitte der 90er Jahre Sanierungen im grossen Stil hinzu, z.B. ein
Mehrfamilienhaus in Therwil. Dieses kam danach mit nur rund einem
Viertel der bisher gebrauchten Energie aus. Die
2000-Watt-Gesellschaft ist für Bertschinger am ehesten bei den
Gebäuden realisierbar. Für die Zukunft sieht er die
Sanierung ganzer Quartiere und den Bau von Passivhäusern ohne
Mehrkosten.
Neuentwickelte
Schiebeelemente mit Photovoltaikelementen (geöffnet),
Aussenansicht
Passivhaus
mit Photovoltaik
Reto Miloni, Architekt und Lichtplaner aus Mülligen, stellte
ein Passivhausprojekt mit Atelier vor, das er in der Region Basel
realisiert hat. Für den auch als grünen Politiker aktiven
Architekten dürfen Ökologie und Ökonomie, aber auch
Energie und Komfort keine Widersprüche sein. Ausserdem solle
man die Hoffnung aufgeben, dass ein Liter Heizöl noch lange
nur etwa halb so viel kosten werde als ein Liter Mineralwasser. Die
Beschlüsse von Kyoto verlangten auch beim Bauen ein Umdenken
in Richtung Ressourcenökologie.
Der geschlossene
Schiebeladen erzeugt im Inneren reizvolle Effekte.
Daher wählte er
beim vorgestellten Objekt die Holzrahmenbauweise. Damit sollte vor
allem auch der immer knapper werdende Kies gespart werden. Die
Bauherrin wollte als Kunstmalerin im Atelier hauptsächlich
Tageslicht zur Verfügung haben. Dies und die Anforderungen des
Passivhausstandards bedeuteten für Miloni eine grosse
Herausforderung, die er mit Öffnungen im Dach zur Nutzung des
Zenitlichts bewältigte. Für die Verkleidung der Fassade
wählte er Aluminium. Im Gegensatz zu Holz wird dieses
später nicht zum Sondermüll, sondern lässt sich
wieder rezyklieren. Besonderes Augenmerk galt ausserdem der
wärmebrückenfreien Konstruktion und der Luftdichtigkeit
der Gebäudehülle. Der Strombedarf wird beim vorgestellten
Gebäude durch Solarkollektoren gedeckt, die als modulierbarer
Sonnenschutz an der Südfassade ausgestaltet wurden. Geheizt
wird bei diesem Passivhaus lediglich von November bis
Februar.
Dachstuhlerneuerung
an einem Tag, dank Elementbauweise an der Zwinglistrasse 9 in
Zürich.
Passivhaus und Sanierung
Um das Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft zu erreichen, muss vor allem
der Energieverbrauch der bestehenden Gebäude massiv reduziert
werden. Dass sich Altbauten nur bedingt zu Passivhäusern
umbauen lassen, zeigte der dritte Referent, Karl Viridén.
Der Architekt aus Zürich hat mit seinem Büro im Kreis 4
insgesamt vier Altbauten – alle mit Baujahr um 1900 –
saniert. Das Ziel, die für Passivhäuser geltenden
Anforderungen zu erreichen, konnte dabei annähernd erreicht
werden.
Als Knacknuss erweist sich das geforderte Mass für die
Luftdichtigkeit bei so alten Gebäudehüllen. Um dieses
Mass zu erreichen, müsste der Eingriff in die
Gebäudestruktur sehr viel weiter gehen, was aber aus
ökologischen und ökonomischen Gründen unsinnig ist.
Erfahrungen mit weiteren Umbauten sollen zeigen, ob der MINERGIE-P
und Passivhausstandard für Sanierungen angepasst werden
muss.
Was ist der Wissenschaftsapéro?
An den regelmässig stattfindenden Wissenschaftapéros
greift die Empa-Akademie fachlich und gesellschaftlich relevante
Fragestellungen auf. Jeweils drei bis vier ReferentInnen aus
Forschung, Politik und Wirtschaft präsentieren in ihren
Vorträgen Ergebnisse und Absichten zu dem behandelten Thema.
Anschliessend stehen sie auch den nicht mit dem Fach vertrauten
Gästen entweder in der Diskussionsrunde oder beim Apéro
Rede und Antwort.
Der nächste Wissenschaftsapéro findet statt am 23.
Februar 2004 zum Thema «Mein Auto denkt mit –
Pervasive Computing im Alltag». Ort: Empa,
Dübendorf, Zeit: 16.30. Es ist keine Anmeldung
erforderlich.
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